Sunny Wunsch, PR Beraterin bei Piabo PR
16. Dezember 2016Als wir Sunny Wunsch im Berliner Office von Piabo besuchen, ist sie erst seit wenigen Monaten dabei. Ihrem Schreibtisch ist das nicht anzumerken. Aber in unserem Gespräch kommt sie immer wieder darauf zurück. Die Zeit des Aufbaus findet Sunny besonders gut, denn dadurch befinde man sich im intensiven Austausch mit den Menschen. Über das Wesen von PR und den Aufbau einer neuen Abteilung bei Piabo handelt dieses Interview.
Vita
Nach dem Erwerb des Diploms zur Kommunikationswirtin an der design akademie berlin im Jahr 2011, macht Sunny Wunsch jeweils kurz Halt bei MetaDesign, Zum Goldenen Hirschen und ic! Berlin, wo sie als Marketing und Kommunikationsmanagerin arbeitet. 2012 wechselt sie als PR Managerin für ein Jahr zu Crumpler, geht dann für knapp 3 Jahre zu CLY Communications, bevor sie 2016 bei Piabo als Head of E-Commerce & Brand PR eingestellt wird.
Tools
- Echobot, Evernote
- Meltwater, Vocus
- Google Drive und Pipedrive
- Skype, Facebook at Work
Social
LinkedInEmpfehlungen
- Branchennewsletter: E-Tailment, Internetworld, Business für E-Commerce
- Blogs: Gründerszene, Deutsche Startups, PR Report, Turi, Horizont, W&V
Hallo Sunny, was ist deine Rolle bei Piabo?
Ich beschäftige mich primär mit drei Themen: B2B, B2C und E-Commerce/Brand-PR. Ich bin seit kurzem dabei den Bereich E-Commerce und Brand mit meiner Kollegin Laura Wehner aufzubauen. Im September sind wir mit zwei Kunden an den Start gegangen: „5 Cups and some Sugar“, eine Berliner Teemanufaktur und „Buddy“, ein Matratzenstartup, ebenfalls aus Berlin.
Wie muss man sich die typische Arbeit einer PR-Beraterin bei Piabo vorstellen?
Meine Arbeit gliedert sich derzeit in drei Bereiche: Akquise, Kundenbetreuung und Networking. Der Erste ist der Bereich der Kundenakquise. Ich schaue, welche Unternehmen für uns als Kunden spannend sein könnten. Das ist aktuell ein großer Bestandteil meiner Arbeit. Denn ohne Kunden geht es bei uns auch nicht (lacht).
Ein weiterer großer Teil umfasst klassisches Networking, um die E-Commerce Szene kennen zu lernen. Da ich ursprünglich aus dem Fashion- und Lifestyle-Bereich komme, ist das für mich sehr wichtig, um ein Gefühl für Themen, News und Bewegungen zu bekommen und natürlich auf dem aktuellen Stand zu sein.
Und dann geht es natürlich darum, unsere Kunden, die wir jetzt bereits haben, ideal zu betreuen.
Welche Herausforderungen gibt es beim Thema PR für E-Commerce?
Im E-Commerce besteht die Herausforderung darin, dass es einfach wahnsinnig viele Shops gibt. Dieser Markt wächst so rasant, dass die Angebote mittlerweile absolut austauschbar sind. Sie haben die gleichen Produkte, die gleichen Preise und sehen manchmal sogar genau gleich aus. Die Frage ist also, warum soll ich genau in diesem Shop einkaufen und nicht beim Wettbewerber?
Die Herausforderung ist es, Marken zu kreieren. Das ist eine langfristige Geschichte.
Die andere Herausforderung ist performance-getriebene PR. Wie lenke ich die Kunden weiter zum Shop? PR, als kontinuierliche und dauerhafte Maßnahme wirkt über die klassischen Pull-Kampagnen wie bspw. SEA, Facebook Ads und Newsletter hinaus. Der Kunde steht täglich vor Kaufentscheidungen, auch wenn die Kampagne fehlt, dann wirkt die PR verstärkt durch Branding.
Es gilt die Marke und das Produkt im Relevant Set des Konsumenten zu verankern. Das ist der Brand Faktor – bekannten Marken wird in der Regel mehr Vertrauen geschenkt als unbekannten. Das macht diese Kombination so effizient.
Product Jobs
Wie sieht denn der Prozess der Kundengewinnung bei euch aus?
Die Tee-Manufaktur hatte ich zum Beispiel angeschrieben, weil ich schon früher einmal mit ihnen zusammenarbeiten konnte. Damals waren sie Dienstleister für ein Event. Als ich dann hier angefangen habe, erinnerte ich mich wieder an sie. Das ist ein gutes Thema und ein tolles Produkt. Also habe ich Patrick angeschrieben. Und wie es der Zufall wollte, hatten sie gerade einen Pitch ausgeschrieben. Eine Woche später hatte ich das Briefing vorliegen, ein sehr gutes Briefing!
Wie sieht so ein Briefing genau aus?
In einem idealen Briefing stehen in der Regel die Anforderungen des Kunden. Für welchen Markt und welche Zielgruppe soll welche Positionierung erreicht werden? In welchem Rahmen findet das statt, möchte er Produktplatzierungen, Corporate Media und Social Media? Das Briefing gibt uns eine Idee davon, was der Kunde von uns erwartet.
Mit diesem Briefing habe ich mich dann hier mit Laura zusammengesetzt und ein Brainstorming gemacht. Da gilt es dann auch erst mal herauszufinden, was 5 Cups überhaupt ist, den Status quo der Kommunikation zu bestimmen und den USP aus unserer Sicht zu definieren. Wir fassen das dann in einer kreativen Message zusammen, die unser Leitfaden ist für die weitere Entwicklung. Das Wichtigste sind im Grunde die „Stories“, die wir während des Workshops entwickeln und die wir dann platzieren möchten.
Welches Projekt beschäftigt dich aktuell?
Heute Morgen erst war das Kick-Off mit einem Hunde-Interieur-Label. Wir saßen zweieinhalb Stunden zusammen und haben den Rahmen der Zusammenarbeit abgesteckt, Ziele definiert, um dann eine fokussierte Strategie zu entwickeln.
Gleich im Anschluss an dieses Interview setze ich mich mit dem Matratzenstartup Buddy zusammen. Und auch dort werden wir eine gemeinsame PR-Strategie erarbeiten.
Was begeistert dich an deiner Arbeit?
Aufbau. Austausch. Abwechslung. Inspiration. Gerade diese Zeit des Aufbaus finde ich besonders spannend. Man arbeitet nicht nur dem Kunden zu, sondern befindet sich im intensiven Austausch mit den Menschen. Eine fokussierte Strategie gehört da natürlich dazu und ist die Grundlage unserer Arbeit.
Was für eine Ausbildung hast du? Wie ist dein Werdegang?
Ich habe Kommunikationsmanagement an der Designakademie hier in Berlin studiert und das PR-Handwerk als Trainee bei der Agentur „Zum Goldenen Hirschen“ gelernt. Danach habe ich verschiedene Stationen in Berlin absolviert. Zum Beispiel war ich bei „ic! berlin“, eine Berliner Brillenmanufaktur, die sehr hochwertige Gestelle produziert. Sehr spannend war es auch bei „Crumpler“, ein Anbieter für funktionale Taschen.
Meine letzten drei Jahre vor Piabo habe ich bei CLY Communication verbracht, einer Lifestyle- und PR-Agentur. Zuletzt hatte ich dort u.a. den französischen Online-Retailer Sarenza betreut und als ich dann von Piabo das Angebot bekommen habe, hier die Abteilung aufzubauen, konnte ich nicht widerstehen und gesagt: Challenge accepted.
Wie sieht der typische Tagesablauf der PR-Beraterin Sunny Wunsch aus?
Ich stehe um 6 Uhr auf und starte in den Tag mit Sport. Dann frühstücke ich und schaue dabei die Nachrichten. Kurz nach acht bin ich im Büro, wenn es noch schön ruhig ist. Das ist das Schönste! Zuerst checke ich meine Mails und schreibe nebenher schon die erste ToDo-Liste. Wichtig sind die ganzen Newsletter, wie etailment, Internetworld Business, Gründerszene, Deutsche Startups, PR Report, Turi, Horizont und W&V. Ich screene alle quer durch. Idealerweise entdecke ich dabei einen potentiellen Kunden.
Im Anschluss bespreche ich mit Laura die Agenda des Tages. Dann stehen die Meetings an, von denen es aktuell viele gibt. Im E-Commerce geht es ja recht dynamisch und schnell zu, da ploppen ständig neue Themen auf.
Wie geht es dann in deinem Tagesablauf weiter?
Ich trage die Ergebnisse zusammen und führe eine SWOT-Analyse aus, eine Positionierung im Wettbewerbsumfeld, sowie eine kreative Positionierung. Zusammen mit den Stories, die schon mal einen ersten Vorgeschmack darauf geben, was wir liefern können, erstelle ich dann eine Präsentation, die ich normalerweise dem Kunden schicke.
Bei 5 Cups war es so, dass sie uns in der Agentur besucht haben. Das Feedback war: Sunny, ihr habt uns am besten verstanden. Und genau darum geht es mir: Das richtige Gespür zu haben, relevante Fragen zu stellen und ganz offen und transparent mit dem Kunden zu sprechen. Das ist uns offensichtlich gelungen.
Wusstet ihr da schon, dass ihr den Auftrag auch bekommt?
Nein, noch nicht. Es war nur klar, dass wir das gut gemacht haben. Aber das Team von 5 Cups hatte noch weitere Termine. Eine Woche später kam dennoch die Zusage, was uns natürlich sehr gefreut hat. Aber dann geht es ja erst richtig los. Wir haben uns die Locations angeschaut, wie sie arbeiten, wie das mit dem Tee-Handel funktioniert, wie sie über Tee denken, wie wird der Tee verpackt, wie sehen die Abläufe aus? Wichtig ist, dass man auf die kleinen Details aufpasst, mit denen man später dann in der Kommunikation spielen kann. Und dann geht es ins Kick-Off.
Welchen Zweck hat das Kick-Off?
Das Kick-Off dient dazu, den Kunden nochmal abzuholen. Das bedeutet, dass wir alles durchsprechen, die Key-Messages, die Ziele und die Kanäle. Da geht es zum Beispiel um die Frage welche Produkte wir in den Vordergrund stellen wollen.
Wichtig ist uns, dass wir das partnerschaftlich machen, denn wir wollen die Ziele ja gemeinsam erreichen. Manchmal kommt es natürlich zu Meinungsverschiedenheiten. Da denkt der Kunde, dass ein Produkt eher nicht in die Kampagne passt, was wir möglicherweise anders sehen. Aber dafür sind wir da. In solchen Situationen tauschen wir uns offen aus, erklären und holen den Kunden ab.
Im Kick-Off geht es auch darum, die Ziele realistisch abzustecken und sich auf Milestones zu einigen. Spätestens hier sollte das klar werden.
Und wie sieht dann die eigentliche Arbeit nach der Akquise aus?
Wir sind Storyteller. Wir gehen durch das Unternehmen und filtern den relevanten Content heraus. Wir versuchen herauszufinden, was interessant sein könnte und was die Branche und die Zielgruppe gerade bewegt. Wir identifizieren den relevanten Content, und spielen den dann auch. Idealerweise gezielt über persönliche Kontakte, aber auch für die klassische Pressemitteilung.
Die eigentliche Arbeit in der PR ist es die Story zu identifizieren.
Da geht es dann zum Beispiel darum Influencer zu einem Event, in unserem Fall einem Tee-Tasting, einzuladen. Oder es geht um People-Placement, wenn der CEO eines Unternehmens eine tolle Geschichte zu erzählen hat. Dafür rufe ich die Leute gezielt an. Es geht da um das „Relations“ in Public Relations. Es geht darum, die Beziehungen, die wir über Jahre vertrauensvoll aufgebaut haben, zu diversen Influencern, Meinungsmachern und Redakteuren zu nutzen.
Welche Tools verwendet ihr?
Wir arbeiten mit Meltwater, Vocus und Echobot. Letzteres ist ein Monitoringtool, das einen Überblick gibt, was über die Kunden und den Wettbewerb gesprochen wird. Für kollaboratives Arbeiten nutzen wir in der Agentur Google Drive und seit ein paar Monaten Facebook @Work. Die halbe Agentur nutzt außerdem noch Evernote und nicht erst, seitdem Evernote unser Kunde ist.
Welche Themen und Trends beschäftigen dich gerade?
Was uns im Bereich PR für E-Commerce sehr beschäftigt ist das Thema „Digitale Transformation“. Viele Offline-Retailer drängen jetzt in die Onlinewelt und wollen auch ihren eigenen Online-Shop haben, der sie adäquat repräsentiert. Das ist für uns sehr spannend, denn es gibt extrem viel Arbeit. Es geht darum dafür zu sorgen, dass die Shops sich auch voneinander unterscheiden. Was sind die Gründe, warum ein Kunde bei mir kaufen soll und nicht bei jedem anderen?
Das funktioniert allerdings auch in die andere Richtung. Es gibt mittlerweile Online-Portale, die einen Popup-Shop eröffnen. Das ist ein sehr spannender Trend, der auch viel mit Brandbuilding und Kundenbindung zu tun hat.
Dann spielen momentan Themen wie Chatbots oder Virtual Reality eine Rolle. Die Frage ist, wie man neue Technologien sowohl für die PR aber auch sonst nutzen kann. Welche Rolle kann ein Chatbot im Bestellprozess spielen, oder wie weit sind wir noch von einem Virtual Reality Shop entfernt? Alles sehr spannend!
Was brauchst du, um effektiv arbeiten zu können?
Um effektiv arbeiten zu können brauche ich meinen Laptop, mein Telefon, mein MOO Notizbuch und zwei Flaschen Wasser.
Bist du zufrieden mit deiner Arbeit?
Was mir am meisten Spaß macht, ist es, mich mit neuen Themen und der digitalen Welt auseinanderzusetzen. Vor allem, da ich ursprünglich aus der Fashion-/Lifestyle Welt komme. Bei PIABO bin ich bei den Experten gelandet.
Gibt es etwas in deiner beruflichen Laufbahn, was du bereust?
Nein, das ist auch nicht mein Ansatz. Aus jedem Schritt habe ich etwas mitgenommen und deswegen stehe ich da, wo ich heute stehe. Ich würde nichts rückgängig machen.
Was würdest du jemandem empfehlen, der sich überlegt beruflich in den Public Relations Bereich einzusteigen?
Ein Praktikum bei einer PR-Agentur zu machen. PR lernt man am Besten in einer Agentur. Es ist hilfreich, wenn man etwas in der Richtung Medienmanagement oder Kommunikation gelernt oder studiert hat. Ein Quereinstieg ist aber ohne weiteres möglich.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview wurde am 7. September 2016 im Piabo-Office in Berlin gehalten.