Vor rund einem Jahr wechselte Daniel Schneider vom Einhorn Zalando zum traditionsreichen Unternehmen Dr. Oetker, um ein neues Digital-Team aufzubauen. Im Digitale Leute Podcast erzählt der in Stanford promovierte Kommunikationswissenschaftler, wieso er diesen Schritt gegangen ist, und wie sich die Produktentwicklung bei schnell wachsenden Startups und etablierten Firmen unterscheidet.
Über den Podcast
Digitale Leute Insights ist der Podcast für Passionate Product People. Wir interviewen Top-Produktentwickler aus Deutschland und werfen einen tiefen Blick auf die Tools, Taktiken und Methoden digitaler Professionals und Unternehmen.
Host: Stefan Vosskötter
Die Zeit bei Zalando, insbesondere die Techkultur, prägte Daniel nachhaltig. Als er 2013 bei dem Online-Händler anfing, waren außer ihm 20 weitere Product Manager angestellt. Heute hat das Unternehmen bei insgesamt 14.000 Mitarbeitern rund 100 Product Manager unter Vertrag. Daniel selbst war unter anderem für “Fleek” zuständig; eine App, die als “ultimative Inspirationsquelle für Fashion Fans” dienen sollte. Er betreute das Projekt von Gründung bis zum Ende. Dort lernte er die Grundsätze des Radical Agility-Modells kennen, das er nun auch bei Oetker einsetzt. Vorbilder der Zalando-Teams waren unter anderem Spotify, Amazon und Google.
“Was mich am Ende überzeugt hat: Oetker meint es sehr ernst mit dem Thema Digitalisierung.”
2017 ging es für den Head of Product zu Oetker Digital, wo er nun Senior Executive Manager ist. Seine Aufgabe bei Oetker ist klar definiert: “Wo gibt es Dinge, die wir tun können, um das Kerngeschäft der Oetker-Gruppe zu unterstützen?” Konkrete Beispiele sind die Entwicklung der Content-Plattform Backen.de, die klar an den alten Backbüchern von Dr. Oetker orientiert ist, und juit.com, ein HelloFresh-artiger Lieferdienst für gesundes Convenience Food. Hauptsächlich entwickelt Oetker Digital Produkte, die an den Endkonsumenten gerichtet sind.
Product Jobs
Bei mittelständischen Unternehmen, die eine Abteilung für die digitale Weiterentwicklung ins Leben rufen wollen, sieht Daniel aber immer noch Schwierigkeiten: Die Deutschen sind zu ängstlich, findet er. “Investitionen sind immer eine Wette. Es kann dir niemand einhundertprozentig sagen, dass es funktioniert.” Welche Tipps er Product Managern mit auf den Weg gibt, hört ihr im Podcast!
Digitale Leute Insights: Dr. Daniel Schneider, Oetker Digital | Shownotes
[00:28] Begrüßung Thomas Riedel
[01:28] Einleitung und Begrüßung Stefan Vosskötter
[02:28] Vorstellung Daniel Schneider
- Ursprünglich Kommunikationswissenschaftler, Promotion in Stanford
- Projektleiter bei der Boston Consulting Group
- Bei Zalando zum ersten Mal Produktmanagement
- Wechsel zu Oetker 2017
[05:50] Warum ging es zu Oetker?
[08:00] Wo stand Zalando, als du eingestiegen bist?
- Fokus auf Innovationsthemen
- Später Wechsel ins Produktmanagement
- Bereits mehrere tausend Mitarbeiter
[10:20] Wie viele Product Manager gab es bei Zalando?
- 20-25 damals
- 100 heute
[11:30] Wie funktionierte Radical Agility bei Zalando?
- Wie können wir es bei einer großen Organisation schaffen, dass Teams möglichst autonom arbeiten, möglichst viel Verantwortung übernehmen können?
- Microservice-Architektur
- People Management
- Anlehnung ans Spotify-Modell, Inspirationen von Amazon und Google
[13:35] Was sind typische Backgrounds und Skills von Product Managern?
- “Ein guter Produktmanager zeichnet sich weniger über Dimensionen der Fachlichkeit ab, sondern vor allem durch Kommunikationsfähigkeit und Neugierde.”
[16:45] Bedeutung von Ownership
[18:30] Welche Aufgaben hattest du bei Zalando?
- Product Manager für drei Teams: Data Driven Merchandising, Editorial, Produkt-Detailseiten
- Viele Verknüpfungen mit anderen cross-funktionalen Teams
- Mobile-Umfeld: User Generated Content, Influencer, Erstellung Fleek-App
[24:35] Wie sah das Team für Fleek aus?
- Produktmanager, Businessmanager, Designer, Entwickler aus Helsinki
- Programmierung für Android und iOS
- Nie mehr als 20 Personen
- Software-Standardlösungen, aber viel In-House
[28:00] Wo stehen Apps im e-Commerce? Eher nativ oder Web-App?
- Hürde nativer Apps ist groß, wenn nicht Geld/Ressourcen dahinter steckt
- Progressive Web Apps als alternative Lösung
- Geschwindigkeit von Iterationen wichtig
[32:20] Warum ging es von Zalando zu Oetker?
- Neue Herausforderung
- “Was mich am Ende überzeugt hat: Oetker meint es sehr ernst mit dem Thema Digitalisierung.”
- Überall gibt es offene Ohren
- Von 5 auf 70 Leute gewachsen
[36:10] Was macht ihr bei Oetker Digital?
- “Wo gibt es Dinge, die wir tun können, um das Kerngeschäft der Oetker-Gruppe zu stützen?”
- Backen.de als Content-Plattform
- juit.com für gesunde Convenient Food
- Neue Geschäftsmodelle entwickeln
[39:55] Wo liegt der Fokus?
- Consumer Facing
- Stärken des Digital-Teams ausspielen
[41:05] Nehmt ihr externe Agenturen dazu?
- Das meiste wird selbst umgesetzt
- “Für uns ist Technologie immer ein Teil der Wertschöpfung”
- Eher klassische Produktentwicklung, auch wenn ab und zu auf Agenturen zurückgegriffen wird
[43:55] Was hat gut funktioniert? Was kannst du anderen Digital-Managern mit auf den Weg geben?
- Sehr umkämpfter Markt, Jagd nach fähigen Leuten
- “Natürlich haben wir mehr Anforderungen auf der Legal-Seite als Teil der Oetker-Gruppe”
- Leute an zweiter oder dritter Karriere-Station sind interessiert
- Ein traditionsreiches Unternehmen ist sehr verantwortungsvoll
- Vernünftiger Umgang mit Mitarbeitern wichtig
[46:50] Wie vernetzt ihr euch mit der Digital-Community?
[49:05] Bist du mit Investitionssummen in digitale Abteilungen zufrieden?
- Nicht nur einmalige, sondern kontinuierlich hohe Beträge sind wichtig
- Langfristiges Commitment zählt
- “Investitionen sind immer noch eine Wette. Es kann dir niemand einhundertprozentig sagen, dass es funktioniert.”
- Deutsche wünschen sich mehr Planbarkeit
- Der Mittelstand probiert langsam, aber sicher
- Wenig Geld ist nicht das Problem, fehlendes Vertrauen schon
[53:00] Abschlussfrage: Wie definierst du deinen persönlichen Erfolg?
- Erfolg auf zwei Ebenen: “Ich mag es, wenn was live geht!”
- “Am Ende ist es wichtig, dass die Leute, mit denen man zusammenarbeitet, Vertrauen aufbauen und positives Feedback liefern. Das macht einfach Spaß!”
[56:00] Abmoderation