In dieser Episode erklärt Oliver Pitsch, Head of UX und QA von Trusted Shops, warum sie Dual Track Agile in ihren Scrum-Prozess integriert haben und wie ein produktübergreifendes Erscheinungsbild durch ein Designsystem erreicht werden soll.
Über den Podcast
Digitale Leute Insights ist der Podcast für Passionate Product People. Wir interviewen Top-Produktentwickler aus aller Welt und werfen einen tiefen Blick auf die Tools, Taktiken und Methoden digitaler Professionals und Unternehmen.
Host: Christoph Bresler
Manchmal entsteht selbst in einem mit Scrum aufgesetzten Prozess eines cross-funktionalen Teams ein kleiner Wasserfall, wenn die Prozesse zu linear ablaufen. Das musste Oliver Pitsch entdecken, damals noch Lead UX Designer bei Studitemps. Seine Aufgabe: Das Thema UX tiefer im Unternehmen zu verankern. Die Lösung war damals Discovery und Delivery parallel in einem Sprint laufen zu lassen. Dieser Ansatz nennt sich Dual Track Agile.
- In dieser Episode erfahrt ihr:
- wie Oliver und sein Team bei Studitemps kleine Wasserfälle durch Dual Track Agile vermieden haben,
- wie Dual Track Agile bei Trusted Shops implementiert ist,
- warum Abteilungen zusammengeführt wurden, um die Einführung eines Designsystems vorzubereiten,
- wie das Designsystem bei Trusted Shops entwickelt wurde.
Dual Track Agile für eine bessere Kommunikation
Zwei Jahre später bekleidet Oliver die Rolle des Head of UX und QA bei Trusted Shops. Dual Track Agile hat er auch hier implementiert. Dabei werden Discovery und Delivery vom gesamten Team betrieben, erklärt Oliver. Der Product Designer holt sich dazu die passenden Leute an den Tisch und lässt sich beraten. Aus Analysedaten und Interviews mit den Stakeholdern, insbesondere mit den Kollegen vom Customer Success, bereitet er den Sprint soweit vor, dass es in die Delivery gehen kann.
Ihre vier Leitfragen für die Definition of Ready sehen so aus:
- Schafft das Wert?
- Ist es technisch lösbar?
- Ist es benutzbar?
- Können wir es ethisch vertreten, das so zu bauen?
Danach sitzen die Entwickler im Fahrersitz und die Product Designer stehen beratend zur Seite. Da sie Teil des Teams sind, können sie schnell dazu kommen, wenn es zum Beispiel um Feinheiten bei einer Micro-Interaction geht. Denn: Nicht alle Fragen sollen bei der Discovery bereits beantwortet werden.
Für Oliver liegen die Vorteile klar auf der Hand:
UX ist Teil des Development-Prozesses und die Developer sind Teil des UX-Prozesses. Die müssen miteinander agieren, um Klarheit an ganz vielen Fronten zu schaffen.
Ein paar Sollbruchstellen hat Oliver allerdings entdeckt: Der ständige Wechsel innerhalb eines Sprints zwischen Discovery und Delivery muss gut strukturiert und kommuniziert sein. Und das Content-Team, das aktuell noch als Satellit fungiert, soll auf längere Frist besser in die Prozesse eingebunden werden.
Konsolidierung der Abteilungen und Aufbau eines Designsystems
Neben der Aufgabe, UX weiter bei Trusted Shops voranzutreiben und zu integrieren, möchte Olivers Team ein einheitliches Erscheinungsbild aller Produkte bei Trusted Shops erreichen. Als erstes wurden die verschiedenen Business-Units zu einer zusammengeführt. Das Ziel: Weniger Silodenken und mehr Interaktion.
Erste Schritte bei der Entwicklung eines Designsystem hat Olivers Team innerhalb eines zweiwöchigen Sprints gemacht. Davor arbeiteten die Product Designer mit Sketch-Dateien in der Cloud, danach mit “Versions”, was aber nicht wirklich rund war, erklärt Oliver. Jetzt arbeiten sie mit Abstract, einem GitHub für Design-Dateien, auf dem das Designsystem lebt. 18 Sketch Dateien enthalten jeweils Buttons, Formular Elemente, Styles und alle weiteren Elemente, die dann in die verschiedenen Projekte reingeladen werden.
Bei Oliver nachgefragt, wie die Designer damit umgehen, wenn historisch gewachsenes Design verworfen wird, antwortet er:
Ich glaube, wir haben das große Glück, dass wir es im Recruiting geschafft haben, Product Designer an Bord zu holen, die sich selbst eher als gute Handwerker verstehen denn als Künstler.
Aktuell gehen alle Product Designer bei Trusted Shops über das Designsystem und geben Feedback, bevor es parallel zum Alltagsbetrieb ausgerollt werden soll. Der nächste Schritt wäre den Design-Code der Entwickler und das Designsystem zusammenzubringen. Dafür haben Oliver und sein Team aber noch keine Lösung parat.
LinkedIn: Oliver Pitsch
Medium: UX in an Agile World — An updated love story
Über den Host
Christoph Bresler ist Gründer aus Leidenschaft und arbeitet aktuell an der eigenen Digitalagentur Spacepilots. Bevor er Gründer wurde, sammelte er bereits als Freelancer jahrelang für diverse Kunden Erfahrung in den Bereichen UX, User-Interface-Design und Usability. Den UX Designer begeistern Produkte, die am Menschen und von Nutzern entwickelt werden.
Weiterlesen:
Oliver Pitsch, Senior UX Designer bei Studitemps über Design Sprints