Hannes Mehring
am 06. Juni 2017Vita
- Seit 2014: Gründer und Geschäftsführer CrowdArchitects GmbH
- 2010-2012: Online und Mobile Concepter, BMW AG München
- 2007-2010: Gründer frischr - agentur für medien und ideen
- 2007: Bachelor Angewandte Medienwissenschaft, TU Ilmenau
Hallo, an welchen Projekten arbeitest du gerade?
Aktuell arbeite ich an unserem neusten Projekt CrowdTV. Wir bewegen uns hier im Bereich Plattform für Community-Management und Influencer. Die Anwendung ermöglicht eine direkte Interaktion und Vernetzung zwischen Fans und ihren Social-Media-Stars. Unser Start-up, die CrowdArchitects GmbH, wurde 2014 in Erfurt und nicht wie die meisten Jungunternehmen in Berlin gegründet. Wir sind ein Team von 15 Leuten und nachdem wir der Early-Stage-Phase nun entwachsen sind, arbeiten wir an einer Series-A Finanzierungsrunde, um rasch zu internationalisieren.
Darüber hinaus arbeite ich zur Zeit daran, die Startup-Szene in Thüringen sichtbarer zu machen. Unser Standort Erfurt ermöglicht uns ein hochprofessionelles Arbeiten, wir haben Zugang zu top ausgebildeten Fachkräften und es gibt hier keine “overhyped” Atmosphäre, wo es zum guten Stil gehört, ein Startup zu gründen. Im Gegenteil: Wir müssen was dafür tun, um die Leute mit den tollen Ideen und Konzepten dazu zu bewegen zu gründen und uns ein effektives Netzwerk aufbauen, dass die anderen Startup-Hotspots in Deutschland und der Welt mit einschließen. Als erstes Großprojekt steht aktuell die Gründung eines Accelerators an.
Wie läuft für dich ein optimales Projekt ab? Was macht dir besonders Spaß und nach was für Projekten suchst du?
Ein Projekt kann nur so gut sein wie das Team dahinter, welches es gründet hat oder vorantreibt. Von daher steht am Anfang eines Projekts immer ein tolles, erfahrenes und motiviertes Team, in dem jede Person irgendein Talent in das Projekt einbringen kann. Darüber hinaus muss man sich schnell darüber bewusst werden, welche Skills man im Team nicht abbilden kann und möglichst früh nach Möglichkeiten suchen, diese Skills extern zu besorgen.
Mir machen Projekte besonders Spaß, in denen alle ein gemeinsames Ziel verfolgen und demnach Rückschläge, die zu jedem Projekt gehören, nicht einer einzelnen Person zugeordnet werden. Letztlich kann jedem ein Fehler passieren und das Team muss versuchen daraus gestärkt hervor zu gehen. Besonders mag ich den schnellen Fortschritt, den Softwareprojekte mit sich bringen. Nirgendwo anders kann man agiles Arbeiten so aktiv leben, wie mit Software. Man kann Neuerungen ausspielen und bekommt sofort Feedback von den Nutzern.
Wichtig finde ich auch, dass es in jedem Projektteam einen Team-Lead gibt, welcher die Fäden in der Hand hält. Nicht als Alleinherrscher über das Projekt, aber besonders bei ausgewogenen Teamstrukturen mit ausgeglichenen Persönlichkeiten droht ein Projekt sonst aus Rücksicht zueinander zum Stillstand zu kommen. Darüber hinaus sollte der Team-Lead ein Augen darauf haben, dass sich die Skills einzelner Personen sinnvoll ergänzen.
Was sind die wichtigsten Learnings, die du in deiner beruflichen Laufbahn gemacht hast?
Als Unternehmer, der eine eher fachspezifische Ausbildung durchlaufen hat als ein allgemeineres Betriebswirtschaftsstudium, musste ich mir die gesamte Klaviatur des Venture-Capital-Businesses selbst beibringen. Von der Sprache, über Strategien, bis hin zu gesellschaftsrechtlichen Themen. Ein wichtiges Learning hier: Es handelt sich um ein richtiges “Peoples Business” – trotz aller Digitalisierung. Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, sich ein belastbares Netzwerk aufzubauen. Man kann gar nicht genug Leute kennen, die einem im entscheidenden Moment weiterhelfen können. Und umgekehrt kann man auch häufig weiterhelfen.
Darüber hinaus sollte man sich für das eigene Projekt Benchmarks als Maßstab in allen Bereichen aufbauen. Wie machen andere Startups gute Softwareentwicklung, Personalpolitik, Marketing oder PR-Arbeit? Und dann sollte man schnell überprüfen, ob man diese Leistung selbst erbringen kann oder bestimmte Leistungen extern vergibt, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Outsourcing ist das Stichwort. Die Kosten, die man für externe Dienstleister bezahlt, sind in der Regel geringer, als die Kosten, die man für die eigene Lernkurve aufbringen muss.
Ein weiteres wichtiges Learning besteht in Bezug auf Softwareprojekte. Durch die schier massenhaften Möglichkeiten in Funktionsumfang und Perfektionismus kann ein Softwareprojekt schnell ins Stocken geraten. Ist ausreichend Budget vorhanden, neigen viele Projektleiter dazu, das Entwicklerteam sehr schnell aufzubauen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit starkem Team-Wachstum die Effizienz überproportional abnimmt. Es ist enorm wichtig, dass der Proof-of-Concept sehr früh in einem kleinen Team gemacht wird und dass sich dieser Proof auch auf die Architektur und Skalierbarkeit bezieht. Nur so kann man weiteres Personal auch sinnstiftend und effizient einsetzen.
Wie bleibst du auf dem Laufenden?
In erster Linie über Twitter, was mir den Einstieg zu vielen Blogs ebnet. Ich habe mir diverse Twitter-Listen zu unterschiedlichen Themengebieten erstellt. Darunter Themen wie Startup-Szene, VCs, Gadget, Apple-Szene, Automotive, Regionales und viele mehr.
Ich habe zur Zeit noch ein paar Newsletter aus der Marketing- und Gründerszene abonniert. Seit Kurzem habe ich Flipboard für mich wiederentdeckt. Es gibt ein paar tolle fachspezifische Magazine bei Flipboard.
Wie folgt man Dir am Besten?
Auf Twitter unter @brandungskieker
Welche Bücher kannst du zu deinem Thema empfehlen?
Von Laszlo Bock das Buch „Work rulez“ und von Frederic Laloux „Reinventing Organizations.“
Lieber Hannes, vielen Dank für die Beantwortung unserer Interviewfragen.