Susanne Ardisson
am 28. Juli 2017Vita
- Seit 2003 freiberufliche PR Beraterin mit Schwerpunkten Startups, IT, Digitalisierung, Food, Familie, Frauen, Healthcare
- PR-Trainings in englischer, französischer und deutscher Sprache
- Potsdamer Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres 2011
- Abschluss deutsch-französische Promotion
Hallo, an welchen Projekten arbeitest du gerade?
Ich steige für die Magazin-Flatrate Readly in die Vorgänge der Digitalisierung der deutschen und österreichischen Medienindustrie ein. Bisher kannte ich nur die Seite der Journalisten. Jetzt schaue ich sozusagen dahinter. Die Prozesse sind hochkomplex. Ich wusste vorher zum Beispiel nicht, dass von jedem Titel deutscher Magazine im Schnitt 17.000 Stück zurück an den Verlag gehen, dass es Reichweiten- und Bezahlangebote gibt oder wie sich der Sonstige Verkauf und der Einzelverkauf zusammensetzen. Ich habe für andere Startups gearbeitet, die bei so einem komplizierten Markt schnell aufgegeben haben. Readly jedoch arbeitet seit mehr als vier Jahren kontinuierlich an seiner Rolle als globales „Spotify der Medien“.
Daneben helfe ich gerade einem Partner bei seinem Kommunikationsauftrag für die Gesellschaft für innovative Marktforschung. Es geht um eine Trendstudie. Das freut mein Herz als Wissenschaftlerin natürlich besonders.
Wie läuft für dich ein optimales Projekt ab? Was macht dir besonders Spaß und nach was für Projekten suchst du?
Hinter einem optimalen Projekt steht ein tolles Team. Du bist im Bereich Kommunikation nur so gut, wie die Informationen, die du erhältst. Klingt einfach, ist es aber nicht. Nach wie vor lassen viele CEOs die Kommunikationsverantwortlichen nicht an dem in den Vorstandssitzungen Besprochenen teilhaben oder die Rückkopplung zum Team klappt nicht. Ich habe das im Positiven bei der Pressemeldung „3 Irrtümer über die Digitalisierung der Medienindustrie“ erlebt. Hier galt es aufzuklären. Ich habe mich also lange persönlich mit meinem Readly-Kollegen Johannes unterhalten. Im Gespräch haben sich unsere Gedanken verfertigt, wie Kleist so schön sagen würde.
Ergebnis war eine Pressemeldung, die zehn Mal so hohe Zugriffsraten hatte wie unser Durchschnitt, für viele neue Verlagspartner sorgte und einige Journalisten auf uns aufmerksam machte. Diese Zusammenarbeit hat totalen Spaß gemacht. Hier wurde Zeit investiert. Denn das ist das Wesen der Kommunikation. PR kann man nicht wie Google AdWords messen. Viele Startups wollen schnell, schnell und wenig dafür bezahlen. So läuft das nicht. Und das lehne ich rigoros ab.
Was sind die wichtigsten Learnings, die du in deiner beruflichen Laufbahn gemacht hast?
Ich habe lange mit bekannten Startups gearbeitet. Nach Lieferheld meldeten sich die neuen Auftraggeber automatisch. Ich nahm viele neue Kunden an, was sicherlich spannend war, was mich aber auf eine gewisse Art und Weise dieser Szene auch „entwachsen“ ließ. Mittlerweile schaue ich etwas genauer auf die Anfragen. Denn die PR Expertin bin ich. Wenn mir ein Vorstand sagt, ich solle eine Meldung über 500 Prozent Wachstum schreiben, ohne Fakten zu nennen, dann weigere ich mich und habe deswegen den ein oder anderen Auftraggeber auch schon freiwillig verlassen. Schließlich habe ich gute Medienkontakte zu verlieren.
Was auffällig ist und was ich mittlerweile direkt in den Vorstellungsgesprächen anspreche: Den CEOs muss klar sein, was eigentlich meine Rolle ist. Diese sehe ich langfristig im Markenaufbau. Eine Pressekampagne über die nächsten Millionen Investment ist ja ganz nett, aber um sich langfristig in den Medien zu etablieren, braucht es mehr: gute Geschichten, einen langen Atem und seriöse Angebote an die Journalisten. Das ist für viele gehypte und verwöhnte Gründer schwer zu verstehen: Dass man zum Beispiel mit einem Berliner Startup, das ausschließlich in Deutschland operiert, sich nicht zwangsläufig sofort in den internationalen Medien wiederfindet.
Wie bleibst du auf dem Laufenden?
Gerade im Startup-Bereich ist es wichtig, dass du die Blase verlässt, in der viele schwimmen. Nach draußen gehen, sich mit Menschen aus anderen Bereichen vernetzen, offen für Kritisches sein. Ich suche den Austausch – mit älteren und mit jüngeren PR Kollegen. Das ist extrem spannend, da sich mittlerweile vieles geändert hat. Aber nicht alles Alte ist automatisch schlecht. Man müsste sich da viel mehr voneinander abschauen. Ich denke, es ist nicht gesund, wenn der Altersdurchschnitt in vielen digitalen Startups zwischen 25 und 30 liegt.
Neben dem Austausch lese ich viel, gehe auf ausgewählte Kongresse und nehme an Weiterbildungen teil, wie aktuell zum Brand Manager.
Wie folgt man Dir am Besten?
Auf LinkedIn!
Welche Bücher kannst du zu deinem Thema empfehlen?
Kommunikationssteuerung (Hg. Lothar Rolke, Jan Sass), Die neuen Marketing- und PR Regeln im Social Web (Hg. David Meerman Scott), Die neue Öffentlichkeitsarbeit (Hg. Lorenz Steinke).
Liebe Susanne, vielen Dank für die Beantwortung unserer Interviewfragen.